Die aktuelle Diskussion um einen Anstieg der Krankenkassenprämien ist aktueller denn je. Besser ausgedrückt, die Krankenkassen rechnen mit einem Anstieg von über 10 Prozent. Die Grundversicherung belastet dementsprechend die Mehrheit der Menschen in der Schweiz.
Darum Warnung vor Prämienschock
Der Krankenkassen-Dachverband Santésuisse warnte bereits vor «drastischen Prämienerhöhungen» im nächsten Jahr um mehr als zehn Prozent. Der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Pierre-Yves Maillard sagte bereits, dass ein brutaler Anstieg leider plausibel sei. Der Kostenanstieg hat im letzten Jahr etwa 5 Prozent betragen. Die Ausgaben für ambulante Spitalbehandlungen, Apotheken und auch Laboranalysen stiegen in diesem Jahr bereits um über 10 Prozent.
Die aktuelle Diskussion ist umso intensiver, da in diesem Jahr bereits die Prämien, nach einer Verordnung des Bundesrates, gesenkt wurden. Das ursprüngliche Ziel sollte ein Reserve-Abbau der Krankenkassen sein. Die neue Erhöhung wird voraussichtlich so hoch sein, wie zuletzt im Jahr 2008. Es soll gut möglich sein, dass viele Kassen in diesem Jahr ein Defizit verzeichnen müssen, im nächsten Jahr wird der Prämienanstieg voraussichtlich dann über 5 Prozent liegen. Weitere ungewisse Faktoren sind die Entwicklung von Corona. Unklar ist zudem, wie hoch die Kosten für Long-Covid-Fälle sein werden. Auch wurden in den Corona-Jahren diverse Operationen nicht durchgeführt, es muss also einiges aufgeholt werden, dies ist mit entsprechenden Kosten verbunden. Ursprünglich war die Pandemie natürlich nicht eingeplant und sollte ursprünglich auch keine Auswirkung auf die Prämienentwicklung haben. Aktuell geht man davon aus, dass die Krankenkassenprämien wohl jährlich steigen werden und insgesamt in den nächsten 20 Jahren um etwa 50 Prozent teurer werden.
Politik, Krankenkassen und Ärzteschaft sucht nach Gegenmittel
Um einen weiteren Anstieg der Prämien zu vermindern, wird nach Sofortmaßnahmen gesucht. Unter Anderem wird überlegt die Labor- und Medikamentenpreise zu senken oder Pauschaltarife im ambulanten Bereich einzuführen. Ebenfalls gibt es Überlegungen eine Kostenbremse in den Tarifverträgen zu aktivieren, allerdings sind der Kassenverband und die Verbindung der Ärztinnen und Ärzte FMH gegen eine Kostenbremse. Es wurde vor einer Rationierung der medizinischen Leistungen gewarnt, ebenso hätte dies zur Folge, dass es zu einer Unterversorgung des Gesundheitssystems kommen könnte. Die Maßnahmen der Steuerung würden laut dem Kassenverband Curafutura zu einer Verstaatlichung und Zentralisierung des Schweizer Gesundheitssystem führen. Es gibt jedoch weitere Mittel einen extremen Kostenanstieg zu verhindern, wie beispielsweise ein ambulanter Tarif Tardoc, welcher den veralteten Tarmed ersetzen soll. Nach einigen Nachbesserungen hoffen FMH und Curafutura auf eine Einführung der neuen Tarmed im nächsten Jahr. Der Tardoc ist allerdings in der Branche viel umstritten, nicht zuletzt aufgrund der hohen Summe, die im Raume steht. Insgesamt sollen 12 Milliarden Franken neu verteilt werden. Zum Vergleich betrugen die bisherigen Gesundheitskosten 82 Milliarden Franken insgesamt pro Jahr. Dabei trägt einen Großteil der Staat, die Patientinnen und Patienten sowie die Gesamtbevölkerung über die Krankenkasse. Fakt ist, laut Humbel, dass sich Ärzteschaft und Krankenkassen gemeinsam auf Möglichkeiten zur Entgegenwirkung einer Prämienerhöhung einigen müssen, auch solle der Bundesrat für Tarifeingriffe klar eingegrenzt werden.
Fazit: Wenn es keine funktionierenden Reformen gibt, werden die Kosten wohl weiter steigen. Mit einer Kostenbremse-Initiative der Mitte-Partei soll festgelegt werden, wie stark die Gesundheitskosten in Zukunft maximal steigen dürfen. Wie hoch die Prämienerhöhung schlussendlich wirklich ausfallen wird, hängt davon ab, inwieweit die Krankenkassen den Kostenanstieg mit Reserven vermindern können.